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Irische ProSilva-Gruppe auf dem Hof des Freiherrn von Rotteck

Gelungene Integration einer fremden Baumart im Rosskopfgebiet

Besuch der irischen ProSilva-Gruppe am Rosskopfgebiet zusammen mit der ANW Baden-WürttembergIn Irland nehmen Wälder nur 10 % der Landesfläche ein. Seit vielen Jahren laufen Programme, diese Flächen zu vermehren. In der Vergangenheit entstanden häufig reine Plantagenwälder mit nordamerikanischen Arten wie Sitkafichte, Küstentanne und Douglasie. Eine ProSilva-Gruppe irischer Forstleute unter Leitung von Rainer Wirz wollte sich im Schwarzwald anschauen, wie man diese Wälder in Zukunft besser gestalten kann. Dazu besuchten sie klassische Plenterwälder in Freudenstadt, und sie informierten sich über die Integration der Douglasie in den Wäldern im Forstbezirk Hochschwarzwald.

Forstbezirksleiter Hans-Ulrich Hayn führte die Iren in einen Wald, der unter ganz ähnlichen Bedingungen entstand, wie sie heute in Irland vorliegen. Freiherr von Rotteck, nach dem Rotteckring und Rotteckgymnasium benannt sind, war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Eigentümer des "Schönehofes" unterhalb des Rosskopfgipfels. Sein Gut hatte eine Größe von rund 70 ha. Davon waren damals nur rund 30 % bewaldet. Der Schwarzwald war zu großen Teilen entwaldet und damit dem heutigen Irland darin sehr ähnlich. Nach dem Tod v. Rottecks und dem Übergang an den Badischen Staat wurde der gesamte Hof aufgeforstet.

So reicht heute der geschlossene Wald bis zum Rosskopfgipfel wo vor 170 Jahren noch Wiesen und Felder zu finden waren. Die Wälder dort wirken auf uns so urtümlich, dass es heutigen Besuchern schwerfällt, diese Landschaft mit der damaligen zu vergleichen. Es wachsen produktive Bäume und gleichzeitig herrscht eine hohe Vielfalt.

In Irland werden bei der Aufforstung Reinbestände angepflanzt, die schon nach 40 Jahren im Kahlschlag genutzt und dann erneut bepflanzt werden. Dieses Vorgehen ist in vieler Hinsicht unbefriedigend.

Die irische Gruppe aus Förstern, Studenten, Forstunternehmern und Ökologen waren begeistert über die Zusammensetzung und die Strukturen der Wälder am Rosskopf. Die Biologen versuchten die verschiedenen Bodenpflanzen zu bestimmen und waren "aus dem Häuschen", als sie direkt an der Rottecksruhe, dem ehemaligen Standort des repräsentativen Hofgebäudes, das Nest eines Spechtes in einem Kirschbaum entdeckten. Exakt bestimmen konnten sie den Vogel nicht, was auch daran lag, dass in diesem Raum 5-7 verschiedene Spechtarten vorkommen. Für die Biologen aus Irland unvorstellbar.

Neben der Baumartenvielfalt, welche die gesamte Palette der heimischen Arten umfasst, begeisterte die Gruppe vor allem auch das Verjüngungsverfahren der deutschen Förster. Im gesamten Wald wachsen kleine Bäume nach, die sich ganz natürlich aussamen. Der Boden ist nirgends kahl und der zukünftige Wald steht schon in den Startlöchern, wenn die älteren Bäume genutzt werden. Besondere Beachtung fand die aus Nordamerika stammende Douglasie, die auch in Irland angepflanzt wird. Unterhalb der Rotecksruhe wachsen ältere Bestände starker Dimension und hervorragender Qualität in vertikal gestuften Mischwäldern.
Gut strukturierte Mischwälder mit starken qualitativ hochwertigen Douglasien und einer diversen BodenvegetationDie hohe Bedeutung der Wälder für die Erholung wurde am Start des Downhill-Trails „Baden to the bone“ am Gipfel des Rosskopfes erläutert.Führung mit der irischen ProSilva am Rosskopf
Diese gute Ausgangssituation ermöglicht für Forstbezirksleiter Hans-Ulrich Hayn auch eine sinnvolle Anpassung des Waldes an den Klimawandel. Die in dieser Höhenlage anfälligen Fichten und leider erkennbar schwächelnde Tannen wurden im Gipfelbereich des Rosskopfes zu Teilen genutzt und die entstehenden Lücken werden durch die vorhandene natürliche Verjüngung rasch mit besser geeigneten Baumarten geschlossen. Dazu gehören neben der Douglasie auch Buchen, Tannen, Ahorne und Esskastanien. Von besonderer Bedeutung sind noch die vorhandenen Eichen. Auf deren Nutzung wird im Forstbezirk größtenteils verzichtet, da bis zu 1.000 Insektenarten an Eichen leben können. Damit hat die Eiche für Artenschutzaspekte eine deutlich wichtigere Rolle als die Buche. Allerdings sind Eichen gegenüber Buchen im Höhenwuchs unterlegen. Daher werden sie im Rahmen der Holzernte durch die Entnahme von höheren Nachbarn immer wieder freigestellt.

Aus ökologischen Gründen ist es oft sinnvoll, kleine offene Flächen nicht zu bepflanzen. Dort finden lichtbedürftige Arten, wie Schmetterlinge oder Eidechsen geeigneten Lebensraum.

Die Douglasie ist die Baumart, bei der im Wirtschaftswald die dicksten Stämme heranwachsen. So sollten die wertvollen Stämme am Rosskopf mindestens 100 cm im Durchmesser erreichen. Das macht sie für Erholungswälder besonders attraktiv, denn jeder liebt dicke Bäume, wie Umfragen gezeigt haben. Für die Iren ein ungewohntes Bild, da man in ihrer Heimat die Bäume meist schon mit 35 cm Durchmesser einschlägt. Für die Besucher von der grünen Insel war es ebenfalls ungewohnt, dass der Erholungsverkehrs so vieler Besucher, die Holznutzung und ökologische Belange so gut unter einem Hut, in einem Wald zu vereinbaren sind.

Der Wald auf den Flächen des Freiherrn von Rotteck war für die Iren eine Blaupause wie es gelingt, neue Wälder langfristig so zu entwickeln, dass alle diese Funktionen auch unter geänderten Klimabedingungen gut erfüllt werden.